Der feine Unterschied.
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Ach Angst…

Ich habe Angst

Wer hier schon länger mitliest, kennt die Geschichte hinter diesem Blog. Weiß, dass es mir nicht darum geht, dieses Leben immer toll zu finden, sondern vielmehr bewusst hinzuschauen, in welcher Vielfalt es uns begegnet, was es für uns bereithält – und auch, was es uns lehren will…

Vorhin beim Aufräumen fiel mir ein Spruch in die Hände zum Thema “Angst”… und ich setzte mich in Ruhe hin und ließ sie kommen… die Erinnerungen an meine Angst. Und daran, wie präsent sie lange Zeit in meinem Leben war… 

Diese Angst, nicht gut genug zu sein. Nicht dazuzugehören. Fehler zu machen. Nicht gemocht zu werden…

Immer war sie mit dabei, wenn ich morgens rausging, um dieses Leben zu leben… Und immer wieder hielt sie mich auf, wenn ich mit strahlenden Augen und voller Schmackes irgendwo lang wollte, wo ich noch nicht war… Hielt mich zurück und erzählte mir, dass das nicht geht. Und dass ich das nicht kann. Und was ich alles verlieren könnte, wenn… Bisweilen auf sehr brutale Art und Weise!

Wie an diesem einen Abend, an dem ich auf der Autobahn zitternd rausfahren musste. Scheinbar von einem Moment auf den anderen unfähig, mich zu bewegen – geschweige denn, ein Auto zu steuern… Das war zu einer Zeit, zu der ich gerade erfolgreich mein Studium beendet hatte und ins Arbeitsleben gestartet war. Und das Auto, welches ich da steuerte, war meines! Das erste eigene Auto! Ich hatte es mir gerade gekauft.

Ich war so stolz! Es lief! Alles!

Was mir nicht bewusst war – dieses schicke neue Auto gehörte in Wirklichkeit einer zutiefst unsicheren jungen Frau. Getrieben und gesteuert von äußeren Erwartungen und Zwängen… Ein Zustand, der der Angst Tür und Tor öffnete, ihr jede Menge Raum gab, um sich nach Lust und Laune in mir breit zu machen, mich zu steuern & zu kontrollieren.

Und ich litt darunter!

Jeden Tag ein wenig mehr – bis dieses Leben mit der Angst, das Ankämpfen dagegen & das Aufrechterhalten der lächelnden Fassade irgendwann zu viel Energie gekostet hat – es kam zur Krise. Und diese Krise wurde lebensbedrohlich, weil die Angst mich zu diesem Zeitpunkt komplett übernommen hatte. Kaum noch auszuhalten war… So fühlte es sich jedenfalls an…

Ich war Angst!

Aufwachen? Angst. Aufstehen? Angst. Geräusche? Angst. Menschen? Angst. Es war wie ein furchtbarer Kreislauf, aus dem es für mich kein Entrinnen zu geben schien! Jeder Schritt, den ich machte, jedes Aufbäumen gegen meine Situation – die Angst war immer schon da. Und schickte mich direkt zurück in mein dunkles Gefängnis.

Was mir letztendlich geholfen hat? Medikamente, eine Therapie & die Achtsamkeit… Die Medikamente, weil sie mich stabilisiert haben für eine Therapie, für die ich heute unendlich dankbar bin… Weil da ein Mensch war – zugleich auch Profi – der mir einfühlsam die offene Tür aus meinem Gefängnis zeigte & in Verbindung mit der Praxis der Achtsamkeit Raum und Offenheit in mir entstehen ließ, damit ich mich mit Mitte 30 endlich kennenlernen konnte. Lieben lernen konnte. Und verstand, dass ich ein ganz wunderbarer Mensch bin. Wert-voll bin. Ganz unabhängig von irgendwelchen gesellschaftlichen Erwartungen & Meinungen…

Eine wunderbare Erfahrung, die mich heilte… und auch Frieden schließen ließ mit meiner “Angst”…

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