Der feine Unterschied.
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Allein mit mir

Allein mit mir

Ich bin gerade viel allein mit mir. Gewünscht und gewollt.

Alleinsein. Für mich ist das mittlerweile ganz normal. Wie Zähneputzen… Wer mich kennt, weiß das auch. Oder merkt es auch oft einfach. Ich ziehe mich dann aus allem raus und bin schwer bis gar nicht zu erreichen.

Alleinsein. Fühlt sich komisch an für dich? Ja, kann ich verstehen… Das höre ich oft. Und glaub mir, auch für mich ist das kein Zustand reiner Glückseligkeit. Eher mal so, mal so. Mal schmerzhaft, mal schön. In diesen Tagen ist es eher schmerzhaft. Denn es geht aktuell viel um Abschied, um Loslassen und um Neuausrichtung. Immer noch. Und ich stelle fest, dass Dinge immer noch wehtun, dass in eigentlich “normalen” Situationen plötzlich Widerstände auftauchen, alte Ängste aus ihrem Versteck krabbeln. Und das ist nicht schön. Und es wächst die Versuchung, mich ins Außen zu flüchten… Unterhaltung und Ablenkung zu suchen. Wegzudrücken, was eigentlich angeschaut werden will. Warum ich das nicht mache? Mir das trotzdem „antue“? Der Reihe nach.

Neuanfang?

Nachdem mir mein Leben 2014/2015 eine Auszeit verpasst hat, war klar, dass es nicht weitergehen konnte wie bisher. Dass die Rückkehr zur Tagesordnung vielleicht der einfachere, aber mit Sicherheit nicht der gesündere Weg sein würde. Das Problem an der ganzen Sache: Ich mochte mein „altes“ Leben eigentlich ganz gern. Nur leider hatte es mich krank gemacht. Und so stand ich da und fühlte mich ein wenig verarscht. Von diesem Leben.

Was sollte ich tun? Weitermachen war keine Option. Doch für einen Neuanfang fehlte mir (noch) die Kraft. Gefährliche Situation in meiner Situation. Denn was ich brauchte war Stabilität. Und die fand ich im Außen so ganz und gar nicht (mehr)… Im Gegenteil. Ich hatte das Gefühl, die einen schauten mich etwas mitleidig an und die anderen erwarteten, dass jetzt langsam mal gut ist und die „alte Anja“ wieder loslegt.

Hallo Achtsamkeit!

Genau in dieser Phase begann ich meine Ausbildung zur Achtsamkeitstrainerin. Und traf auf wunderbare Menschen, die mich so nahmen wie ich war. Die mir Zeit gaben und mich lehrten, meinem Anfängergeist wieder eine Chance zu geben… „Richtig“ und „falsch“ spielten plötzlich keine Rolle mehr. Was ich beruflich tat oder wieviel Geld ich verdiente, interessierte nicht. Auch dieses „nicht zu wissen was kommt“ war völlig in Ordnung. Ängste, Wut und Trauer auch… Ich lernte so viel in dieser Zeit. Nicht aus Büchern, eher aus dem eigenen Erleben heraus. Doch der Anfang war DER HAMMER! Zeiten der Stille aushalten? Mich aushalten? …

Kann ich das aushalten?

Woahhhh, ich weiß noch genau wie das war. Meine erste Zeit in Stille. Am liebsten hätte ich damals eine Ausrede gehabt, um da nicht mitmachen zu müssen. Es war während der Ausbildung. Wir waren im Seminarhaus. Einfache Zimmer. Ein Tisch, ein Bett, ein Regal. Und vor mir lagen knapp 24 Stunden in Stille… Erst Abendessen in Stille. Dann ein ganzer Abend. Eine ganze Nacht. Und dann der darauffolgende Tag bis zum Abend. Stille. Meditationen. Mehr nicht.

Und was soll ich sagen: Diese Erfahrung war ein Geschenk! Also nicht von Anfang an… Oohhhh nein. Als es losging, wäre ich am liebsten abgehauen. Ins Kino gegangen oder so… Ich war unruhig, schlecht gelaunt, fühlte mich einsam und ÜBERHAUPT nicht wohl… Und ging erst einmal eine Runde spazieren. Eine gaaaanz laaange Runde… Doch irgendwann musste ich zurück ins Zimmer (kalt dunkel, müde) und legte mich schnell ins Bett, in der Hoffnung, einfach einzuschlafen. Aber nix war. Von wegen Stille… 

Hallo Anja!

Sagen wir mal so: Es wurde eine lange Nacht. Eine Art erstes Date mit mir selbst. Und was & wen ich da so kennenlernte, war nicht nur schön. Nicht nur *friedefreudeeierkuchen*. Und trotzdem. Als die Stille am nächsten Abend aufgehoben wurde, war ich traurig. Weil ich wusste, dass da etwas Besonderes angefangen hatte. Und ich mir gleichzeitig nicht sicher war, wann ich mir das nächste Mal diese „Zeit für mich“ nehmen würde…

Die Ausbildung dauerte insgesamt eineinhalb Jahre. Eineinhalb Jahre, in denen ich lernte, Zeiten der Stille ganz selbstverständlich in meinen Alltag einzubauen – auch, wenn mir mein Kopf 1000 Ideen liefert, was man denn sonst so machen könnte 😉 Und so kam es, dass ich diese Stabilität, nach der ich die ganze Zeit so sehr im Außen gesucht hatte, heute in mir selbst finde… Die Zeit allein mit mir gibt mir die Kraft, auch in schwierigen Situationen mit Ruhe und Gelassenheit Entscheidungen zu treffen, die zu mir passen. Meiner inneren Stimme Raum zu geben und nicht immer auf den erstbesten Gedanken zu hören. Meine Grenzen abzustecken. Erlebnisse einzuordnen und zu bearbeiten.

Eben die Balance in diesem schnellen, bunten Leben zu halten…

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