Der feine Unterschied.
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Wir zelebrieren den Mangel – und werden immer unzufriedener

Ist das Leben schön? Manchmal ja.

Erst letzte Woche passierte es wieder: „Och Anja, Dein Optimismus und Deine gute Laune sind manchmal echt eine Herausforderung!“  Wobei „Herausforderung“ hier gern auch durch „nervig“ oder  „anstrengend“ ersetzt werden darf. 

Und tatsächlich hab ich mich schon daran gewöhnt, als Gute-Laune-Bär ab und an anzuecken. Mittlerweile setzt in solchen Momenten dann so eine Art Reflex bei mir ein: Ich muss die Person, die das sagt, SOFORT umarmen. Das wiederum löst dann gern ein kurzes Brummen & Augenrollen bei eben dieser Person aus – bevor sie aufgibt und in breites Grinsen verfällt. Und ich mit. Und manchmal auch noch Leute drumrum…

Letzte Woche aber war es ganz anders: Da ging dieser Bemerkung ein wirklich lang anhaltender Jammermonolog voraus, der etwas mit mir machte… Die Person sprach u. a. darüber, dass das Hotel im Urlaub nicht so gut wie erwartet gewesen sei. Dass aber die paar Tage ja wichtig gewesen wären, da ja sonst keine Zeit für Pausen sei, weil es immer so viel zu tun gäbe. Und überhaupt, wie wenig in der Firma für die Mitarbeiter und auch ihr eigenes Fortkommen getan werde – und wie die überhaupt abgebaut habe… Nur so n blöder Tag mit Musical als Teambildungsmaßnahme… Da gab es auch schon mal mehr… Und dann nachmittags die Kinder…

Ich beobachtete aufmerksam, wie die Worte bei meinem Gegenüber nur so sprudelten und schließlich in die Bemerkung mündeten: „Und dann Du immer mit Deiner guten Laune – so einfach ist das halt manchmal alles nicht!“

Was soll ich sagen: Mein Kuschelreflex blieb aus – stattdessen hörte ich mich sagen, dass ich einfach keine Lust mehr habe, im Chor der ewig Unzufriedenen mitzusingen.

Die Gesichtszüge meines Gegenübers veränderten sich schlagartig. Ich las erst Fassungslosigkeit heraus, dann Verärgerung und Wut – die sich in trotzigem Schweigen manifestierte… Ein Zustand, der noch immer anhält. Und ja, es macht etwas mit mir… und ich frage mich: “Kann es sein, dass wir verlernt haben, auf das zu schauen, was wir haben? Und uns stattdessen bereitwillig beibringen lassen, den Mangel zu zelebrieren? Und dass diese gefühlte *Dauerunzufriedenheit* in unserer Gesellschaft das Produkt eines solchen “Lernprozesses” ist? Und gleichzeitig auch das Schwungrad, was alle am Rennen hält?”   

„Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für die Welt.“
Mahatma Gandhi

Ich habe grad mal nachgeschaut: Es ist tatsächlich schon fast zwei Jahre her, dass ich das erste Mal über diese Worte geschrieben habe [HIER kannst Du den Beitrag dazu nachlesen]. Darüber, wie sie mich gefunden haben und begleiten auf meinem ganz persönlichen Weg… 

Und liebe Person von letzter Woche: Die Veränderung, die ich mir für diese Welt wünsche, hat nun einmal ganz viel mit positiven Gedanken, guter Laune, Lachen, echter Begegnung und Dankbarkeit zu tun… Ich kann also gar nicht anders 😉

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