Neulich wieder. Ich sitze beim Friseur und stöbere in Frauenzeitschriften. Wie ich das liebe!!! Alle paar Wochen… Aber egal. Was ich eigentlich sagen will – ich blättere gerade so in Zeitschrift XY, da springt mir in großen grellen Lettern entgegen: „Selbstbewusster werden! Ein Leitfaden in 5 Schritten.“ So oder so ähnlich stand es da…
Ich merkte, wie plötzlich Wut in mir hochkochte. Dabei bin ich selbst ein Mensch, den man auf den ersten Blick wohl landläufig als „selbstbewusst“ bezeichnen würde. Schon als Kind, so erzählt man sich, habe ich „die Bühne“ geliebt. Habe gesungen und getanzt und keinerlei Scheu gezeigt. Und auch später, im Studium und im Job, drängelte ich mich gern in die erste Reihe, liebte es, vor Menschen zu stehen, zu sprechen, andere zu begeistern und etwas voranzubringen… Was also war gerade das Problem? Was machte mich so wütend? Scheinbar hatte mir mein Selbstbewusstsein doch geholfen, im Leben voranzukommen…
“Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler.“
Ja, scheinbar war ich vorangekommen… Scheinbar. Aus heutiger Sicht würde ich mein “Selbstbewusstsein” von damals eher als eine Art Maske beschreiben. Eine Maske, die ich trug, wenn ich raus ging. Auf die Bühne. Ins Leben. Und ich war stolz auf meine Maske. Schließlich hatte es viel Mühe gekostet, sie zu erschaffen und ich war glücklich darüber, dass sie anderen so gut gefiel und ich Bestätigung, Anerkennung & Lob bekam…
Und so merkte ich viele Jahre lang auch nicht, wie schwer und unbequem dieses Ding eigentlich war… und wie es mir mehr und mehr die Luft zum Atmen nahm. Irgendwann aber war es soweit. Panik. Und das Gefühl, jeden Moment zu ersticken. Und so riss ich mir meine Maske vom Gesicht… Und überlebte. Verwundet. Schutzlos. Angreifbar.
Von „selbstbewusst“ zu „selbst-bewusst“
Ich will ganz ehrlich sein: Die Zeit danach war für mich persönlich mit vielen Tränen, Schmerzen und Verlusten verbunden. Es hat lange gebraucht, um zu verstehen, dass genau DAS AUCH dazugehört, zu diesem Leben… Schmerz, Verwundbarkeit, Verlust… Und dass ich nichts hinter einer Maske verstecken muss, sondern einfach leben darf.
Eine Erkenntnis, die alles veränderte.
Heute arbeite ich überwiegend allein in meinem Homeoffice. Und schreibe und schreibe und schreibe… Und ja, ab und an zeige ich mich auch wieder vor einer Gruppe. Dann, wenn ich Kurse oder Impulstage zum Thema “Stress & Achtsamkeit“ gebe… Doch passiert dies heute aus einer völlig anderen inneren Haltung heraus… Nämlich ohne Maske, dafür mit Selbst-Bewusstsein und ganz viel Herz.
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