Alle Artikel in: Der feine Unterschied.

Macht Fehler!

Ein Artikel über die (nicht vorhandene) Fehlerkultur in Deutschland … er lässt mich einfach nicht mehr los… es ist eine Lawine, die er in meinem Kopf ausgelöst hat. Unabhängig von dem, was da alles drin stand. Und die rollt und rollt und rollt … Aber der Reihe nach… Fehler? Das Wort allein ließ mich früher schon zusammenzucken… … Fehler wurden nicht gemacht. Nicht in meiner Welt. Basta! Fehler galten als ein Zeichen von Schwäche – und immer auch als genau die Stelle, an der man mich treffen konnte, an der ich verwundbar war, … Und diesen Schmerz habe ich nicht ausgehalten. Ich, die doch so sehr gefallen wollte… Ein Teufelskreis. Denn der Versuch, keine Fehler zu machen, kostete unendlich viel Energie, verlangte extreme Kontrolle und erzeugte massiven Druck. Lebensqualität? 6! Setzen! Andererseits, was wäre die Alternative gewesen? … das hätte ich noch weniger ausgehalten… Fehlerkultur? Gab es nur daheim… denn da gab es auch Liebe, Wertschätzung und Mitgefühl… Aber nicht im „richtigen Leben“, also da, wo man jeden Tag hin muss, … Und das beobachte …

Neujahrsfalle

Ach ihr Lieben… Kaum sind die stillen Momente der Weihnachtszeit vorüber, beobachte ich Seltsames: Menschen – gerade noch im Ruhe-, Entspannungs- und Familienmodus – stürzen durch das neue Jahr. Und das auch noch mit wehenden Fahnen und „voller Power“. Vielleicht, … weil in den Weihnachtstagen zu viel geschlemmt wurde und das Ego nun schreit: „Du bist zu fett!“. … weil sooo viel liegengeblieben ist. Und das nun aufgearbeitet werden MUSS. … weil die guten Vorsätze im Nacken sitzen und unaufhörlich flüstern: „Aber du hast es versprochen! In der Silvesternacht!“. … weil die Zeitungen voll sind mit schlauen Tipps für das neue Jahr. Zeitmanagement, Gelassenheit im Job, 10 kg weniger in zwei Tagen… undundund… … weil die anderen erzählen, was bei ihnen nun alles ansteht und dein Ego dir nen Arschtritt gibt und dich zwingt, mitzurennen. … weil der Chef davon spricht, dass das neue Jahr DIE Chance für dich bereithält – wenn du dich nur ordentlich anstrengst… … weil dein Jahreshoroskop dir sagt, dass alles gut wird. Ab Mitte des Jahres. … Was auch immer …

“Das Wesentliche passiert immer nebenbei.”

Ein Spaziergang mit meinem kleinen Sohn war es, der dieses Gefühl in mir endlich zu einem Bild formte… und einen Gedanken daraus machte, der mir in den letzten Tagen sehr wertvoll geworden ist… Es war ein besonderer Abend… der Kleine wollte unbedingt im Dunkeln noch einmal nach draußen und es lag eine ganz eigene Stimmung in der Luft… nicht ich war mit ihm unterwegs, sondern vielmehr er mit mir. Ganz so, als wollte er mir etwas zeigen… Sein Ziel: Eine Baustelle in unserer Nähe. Und da standen wir nun. Im Dunkeln. Vor einem Nichts zwischen all den Häusern mit all den Menschen und dem Leben darin… Vor einer Lücke. Vor einer Wunde. Das Haus, welches für mich da hinein gehört hatte, war weg. Abgerissen. Und das machte mich in diesem Moment so traurig… Und auf einmal war er da, der Gedanke zu diesem einen Gefühl, das ich schon die letzten Tage mit mir herumgetragen hatte: Ist Veränderung gut? … Was für eine Frage! Montag Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag… Tag für Tag, von früh bis spät …

Wortlos

Meine Worte. Sie wollen nicht mehr raus. In meinem Kopf schon zu Sätzen gebaut, standen sie in Reih und Glied am Ausgang, … und dann hielt die Welt den Atem an… Seitdem rennen meine Worte wild durcheinander, verstecken sich, laufen weg vor mir – verweigern schlicht ihr Erscheinen. Und wenn ich sie dann vorwurfsvoll anschaue, fragen sie mich, was sie denn da draußen sollen, was sie denn ausrichten können. In dieser Welt. In dieser Zeit. Und ich werde wütend und fauche ihnen entgegen, dass es gerade jetzt auf sie ankommt. Dass ich sie brauche. Dass es gerade jetzt wichtig ist, dass sie ihren Weg zu den Menschen finden. Um Mut zu machen, um beizustehen, um Mitgefühl auszudrücken… Nichts. Meine Worte wollen nicht. Sie seien zu schwach, sagen sie. Sie seien doch morgen schon wieder vergessen, sagen sie. „Wer will uns denn schon. Wir sind doch nur Worte. Nur Worte…“ Und so lassen sie mich traurig und schweigend zurück… seit Tagen schon…

Über die Stille

Über die Stille

Ich weiß noch genau, wie das war. Nach meinem Crash. Ich konnte diesen ganzen „Krach“ nicht mehr ertragen. Mir wurde schwindelig, dann übel. Dann Kopfschmerzen. Dann musste ich weg. Nein, ich rede nicht von Krach, den Baustellen oder Rockkonzerte erzeugen. Ich rede von dem Krach, den das Leben macht. Heute kann ich das wieder ab, aber ich mag es so gar nicht mehr: Früh nach dem Aufstehen schon – Radio oder Fernsehgerät. Elektrische Zahnbürste. Kaffeevollautomat, der rattert und Bohnen scherbelt. Rasierapparat. Handyklingeln… Geschirrspüler, Trockner… den ganzen Tag Menschen, die durcheinander sprechen. Radio im Auto, Musik im Café, beim Joggen die Kopfhörer vom Smartphone im Ohr… Autobahn, Bahnhof, Biergarten, Büro… überall Krach. Du meinst, ich übertreibe. Vielleicht. Aber kennst du sie etwa nicht? Diese Sehnsucht nach Stille? Nach Hause, Tür zu, Handy aus. Verabredungen absagen, die man nur aus Höflichkeit angenommen hat. Menschen in meinem Umfeld sprechen davon. Doch wer macht es? Meine Beobachtung: Wir scheinen uns etwas zu wünschen, das uns gleichzeitig Angst macht, irgendwie „unerträglich“ erscheint… Wenige Handgriffe nur und das Handy wäre aus, …

Unter uns

Ich bin ein Wiederholungstäter. Und ich bin nicht stolz darauf. Das letzte Mal hab ich es gestern Abend getan. Das Opfer: mein Mann. Aber von vorn. Am Ende vom Montag – da sind wir beide [also der Mann und ich] erfahrungsgemäß etwas mehr “ausgelutscht” als sonst. Liegt wahrscheinlich daran, dass der Übergang Wochende-Wochentag einfach brutal ist … Wir sitzen also gemütlich müd beisammen und der Mann erzählt mir von seinem Tag… Da passiert es. Ich schweife ab. Körperlich anwesend, macht sich mein Hirn auf Richtung Autobahn. Linke Spur. Und so rase ich – während mein Mann mit mir spricht – gedanklich schon mal in den Dienstag und grüble mir die To-do-Liste für den Tag zurecht… ich grüble und grüble vor mich hin… Und bin NICHT wirklich bei meinem Gesprächspartner. Meinem Mann. Furchtbar ist das. Dabei wünsche ich es mir so sehr. Zuhören zu können. Echt und ehrlich zuhören zu können. Erscheint simpel, ist es aber nicht. Für mich jedenfalls. Weil mir der Alltag immer wieder dazwischen funkt. Und das blöde Gedankenkarussell einfach keine Ruhe gibt. Da noch ein Telefonat erledigen, …

keine Zeit

Ich habe keine Zeit! Ehrlich?

Schon wieder. Ich sage A und mache B. Folgende Szene: Morgens. Ein Termin steht an. Ich bin spät dran, da der kleine Sohn mich – na sagen wir mal –  etwas “gefordert” hat. Ich bringe also den süssen Wutzwerg irgendwann in die Kita (inklusive noch einmal umkehren, weil Rucksack mit Essen vergessen…). … Und dann, ich sitze endlich im Auto vor dem Kindergarten und freue mich kurz über die Stille, fällt mein Blick auf die Uhr – schon halb acht. Scheiße. Zu spät. Aber ein Kaffee muss jetzt her. Zum Mitnehmen. Geht ja schnell…. Also los. Blöde Idee, saublöde Idee… Erst eine lange Schlange im Lieblingskaffeeladen, dann diese tausend nervigen Standardfragen nach Größe, Zutaten, Geschmacksrichtungen, welche Milch, wieviel Milch, und und und… orrrrrrrr!! Und als ich da so stehe, müde, spät dran, durchgeschwitzt, wütend – da muss ich plötzlich lachen. Über mich. Über mein Gesicht. Über meine Einstellung. Erwischt! Ich bin in die Zeitfalle getappt. Schnell, schnell, schnell, und trotzdem nix gerissen. Gehetzt, unzufrieden, schlecht drauf. Nix läuft – scheinbar. Alles kostet zu viel Kraft und am Ende des …

leben lernen

Leben lernen

Ich stricke. Und ich stricke sogar Sachen FERTIG! Doch der Knaller ist: Es fühlt sich gut an. Noch vor einem Jahr undenkbar… Vor einem Jahr… da saß ich nicht ganz freiwillig bei einem Arzt und der fragte mich, was meine Hobbys seien. Ts, Hobbys, für sowas hab ich keine Zeit. Ich bin beschäftigt. Und ich bin berufstätige Mutter. Herr Doktor, ich bin froh, wenn ich ein paar Stunden zum Schlafen komme. Hobbys. Witzig. Leben – das bedeutete für mich zu dieser Zeit, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Allen zu gefallen, zu zeigen, was ich alles schaffen kann. Nicht zu jammern, nicht zu motzen – muss halt gemacht werden. Ist eben so. Schaff ich schon. Seid ihr glücklich, bin ich das auch. Und immer schön lächeln. Und dann machte es PENG! Aber ordentlich … und dann stand ich vor der größten Herausforderung überhaupt: Begreifen. Verstehen. Lernen. Für mich, nicht für andere. Tag für Tag, Woche für Woche. Endlich verstehen, dass Funktionieren nichts mit Leben zu tun hat. Diese Einsicht zu gewinnen, dass nicht das Gestern und nicht …