Eigentlich sollte dies ein Plätzchen-Rezept-Beitrag werden… so der Plan. Doch daraus wurde nix, denn so viel mehr beschäftigte mich…
Aber von vorn: Kennst du das Gefühl, wenn du „lange“ weg warst und endlich wieder daheim bist… Wohlfühlmodus… Kerze an, dicke Wollsocken, Dschungelbuch-Film rein und mit den Liebsten auf`s Sofa kuscheln… Oder so ähnlich 😉
Also dieses Gefühl – du weißt schon … Jedenfalls genoss ich genau das am letzten Wochenende,… Ich war einige Tage unterwegs gewesen, auf den Spuren der Achtsamkeit… mit wunderbaren Kollegen… und Freitagabend dann daheim, als der Kleine im Bett war, erzählte ich meinem Mann davon, wie schön das gewesen war… Und davon, wie wunderbar es sich nun anfühlte, wieder da zu sein… und dann sprachen wir über dies und das und über uns und über Familie und über diese besondere Zeit, die jetzt so langsam anbricht… diese Zeit, in der man eher ein wenig in sich geht… drinnen bleibt, die langen Abende genießt…
Diese Zeit, in der das Jahr so langsam seinen Ausklang findet… und plötzlich poppte in mir eine Erinnerung aus Kindertagen auf… Ich sah mich als Kind mit meiner Mutter Plätzchen backen… Ich weiß noch, dass das für mich immer etwas ganz ganz besonderes war, denn meine Mama hatte wenig Zeit damals. Viel Arbeit, viel Verantwortung, viel zu tun…
Aber dann, dann gab es diese besonderen Momente, in denen ich das Gefühl hatte, sie war nur wegen mir auf der Welt… beim gemeinsamen Plätzchen backen in der Vorweihnachtszeit zum Beispiel. Sie war dann immer 100 % da, nichts anderes war wichtig… Und sie benutzte immer ein und dasselbe Rezept…. Schlicht, aber unfassbar lecker. Und ich hüte es hier wie einen Schatz, denn es ist ein Stück meiner Kindheit…
…
Inspiriert von dieser Erinnerung schlug ich dem Sohn also am nächsten Tag vor, doch einmal gemeinsam Plätzchen zu backen – und er war sofort dabei! Und so kramten wir gestern Mamas Rezept hervor – und für mich wurde es heikel…
Ich konnte mir regelrecht dabei zusehen, wie diese schöne Mutter-Kind-Erfahrung von meinen „inneren Antreibern“ versucht wurde, zur Sau zu machen… Das ging schon beim Mischen der Zutaten los. Für den Sohn war es die helle Freude, all das Zeug, was da stand, in einer Riesenschüssel zusammen zu manschen – ich dagegen stand verspannt daneben und dachte: „Au, da is ne Eierschale mit rein… Neeiiin, das Mehl IN die Schüssel (das muss ich hinterher alles sauber machen)! Wuahhh… nur ne halbe Tüte Backpulver… Und Vorsicht, halt die Schüssel fest beim Rühren, die …“
Das berühmte blablablabla…
STOPP! Ich hielt kurz inne, schaute den Sohn an, direkt in seine strahlenden Augen… Und holte mich aus dieser Schleife raus…
Teig kneten, ausrollen, ausstechen… Herzen, Sterne, Schneemänner… und verzieren… und zwischendrin immer mal wieder naschen… Ich schaffte es, diese Momente des gemeinsamen Tuns nun bewusst wahrzunehmen und zu genießen… Und ich schaffte es auch, das Kind all das auf seine Weise tun zu lassen… Und staunte… Der kleine Kerl war so achtsam bei der Sache. Ganz im Hier und Jetzt, neugierig in jeder Sekunde, mit einem Urvertrauen, dass das, was er da tat, klasse werden würde. Ohne immer schon den nächsten Schritt im Hinterkopf. Ohne die Sorge darum, wie nach dieser Aktion wohl die Küche aussehen wird…
Und ich verstand einmal mehr, dass es die Kinder sind, die die Sache mit dem LEBEN so wunderbar drauf haben… Und dass wir Erwachsene damit nicht klarkommen. Manchmal. Weil wir unser eigenes Leben (unbewußt) eingetauscht haben. Gegen ein reibungsloses Funktionieren… Taktaktaktaktak… Tag rum! Und weil die Kinder einfach nicht verstehen wollen, dass sie bitte mitfunktionieren sollen, gibt es Konflikte. Manchmal Streit….
Und als ich da so stand, mit diesen Gedanken, da nahm ich mir einmal mehr GANZ FEST vor, gut aufzupassen…und diesen kleinen Kerl immer zu ermutigen, einfach er zu sein… ihn NICHT passgenau auf dieses System “auszurichten”. Dieses System, das mich selbst so krank gemacht, mich an den Rand meines Seins gebracht hat…
All meine Mutter-Kraft werde ich dafür einsetzen, dass dieser kleine Mensch Kind sein darf. So lange wie möglich… Und all meine Mutter-Kraft werde ich dafür einsetzen, mit ihm gemeinsam ein Leben zu leben. In dem er so sein darf, wie er ist. Sich spürt. Und sich annehmen lernt. In all seiner Einzigartigkeit. Ein Leben, in dem ihm Mitgefühl, Toleranz und Menschlichkeit vorgelebt werden… und dass es ihm ermöglicht, seinen eigenen Weg zu finden, seine Grenzen kennenzulernen – und sie zu verteidigen… Ein Leben…
Danke Mama…
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