Ich bin noch ganz verschwurbelt*, denn ich hatte Familienzeit. Man kann auch Urlaub sagen, aber mit dem Wort hab ich es persönlich nicht so… Da schwingt mir zu oft „Rettungsanker“, „Auszeit vom Leben“ oder auch ein tiefer Seufzer mit… Und ein „Das habe ich mir jetzt aber verdient!“ Und das ist es für mich so gar nicht. Deshalb habe ich es ein wenig umbenannt. Aber ich schweife ab…
Ich hatte also Familienzeit. Und mein Herz hüpfte schon Tage vorher bei der Vorstellung, meine kleine Familie nicht nur am frühen Morgen und zum Abendessen bei mir zu haben (wenn überhaupt), sondern 24 Stunden! Und das viele Tage lang! Wobei: der Sohn ohne seine Kindergarten-Kumpels, der Mann ohne Termine, ich ohne meine Schreiberei… Würde das gutgehen?
Familienzeit – Wie wird es sein?
Meine Gedanken drehten Dauerschleife… Und ich fragte mich ernsthaft, was sie mir wohl sagen wollten. Ja, die „schönste Zeit des Jahres“ ist etwas, das viele Menschen herbeisehnen, worauf sie regelrecht das ganze Jahr hinleben (siehe oben)… Da sind Erwartungen im Spiel. Wie es sein soll. Und wie es auf keinen Fall sein soll. Und auch, wenn ich persönlich dieses Wort „Urlaub“ für mich anders definierte, auch, wenn ich einen anderen Zugang gefunden hatte zu dieser Zeit an sich: Meine Gedanken zeigten mir ganz deutlich – auch ich hatte Erwartungen! 24 Stunden, 7 Tage die Woche wollte ich meine zwei Männer bitteschön sinnbildlich an mein Herz drücken. Und ich wollte bitteschön genau spüren, dass sie das auch wollen!
Uups…
Das war es also… Ich fühlte mich ein wenig “ertappt”. Und dann dankbar. Für das Erspürte. Das Gewonnene. Für diese Erkenntnis… Und so ließ ich Erwartungen Erwartungen sein und packte am nächsten Tag neugierig meine Koffer. Bereit für ein Abenteuer zu dritt…
Und was soll ich sagen… Es wurde so viel mehr – denn ich durfte spüren, wie es sich anfühlt, dieses Leben mitten aus dem Herzen heraus…
…
Wir machten einen Spaziergang am Strand. Irgendwann bogen wir ab Richtung Dünen. Auf einen Steg. Das Holz war schon älter, abgewittert. Und es knarrte bei jedem Schritt. „Wie schön.“ dachte ich gerade, als der Sohn mich rief… „MAAAAAAMMMMMAAAAA!“ Ein wenig unwillig folgte ich seiner Stimme (war ich doch gerade so im Genussmodus gewesen)…
„Schau mal Mama…“ Er zeigte auf eine Ritze im Steg. Ich kniete mich zu ihm hin, folgte mit meinen Augen seinem kleinen Finger… und entdeckte auf dem Sandboden zwischen den Stegbrettern ein kleines, wunderhübsches Schneckenhaus…
Ich war hingerissen. Vom Sohn. Von seinem Blick für die Dinge. Von diesem Moment. Und nahm ihn in den Arm und erzählte ihm von all den Gefühlen, die ich da gerade erlebte… Und er strahlte und drückte mich ganz fest zurück…
Am Tag darauf waren wir wieder am Strand. Diesmal aber dick eingepackt, denn es war kühl und windig. Ab und an auch ein wenig regnerisch… Und irgendwie machte jeder seins… Der Mann fachsimpelte an der Surfstation mit anderen über *achwasweissich*, der Sohn spielte mit den einheimischen Jungs am Strand Fußball und ich saß mit einem Glas Weißwein ebenfalls an der Surfstation und schaute auf den wilden Atlantik…
Da stand plötzlich mein Kind vor mir. „Mama, mach mal Deine Hand auf.“ Ich hielt ihm meine geöffnete Handfläche hin… Und er ließ ganz genau so ein kleines wunderhübsches Schneckenhaus hineinfallen, wie wir am Tag zuvor bewundert hatten, lächelte ein Lächeln, das ich nicht in Worte fassen kann, drehte sich um und verschwand ohne ein Wort wieder zu den anderen Kindern…
Und ich? Weinte. Überwältigt von dieser Geste…
*Worteigenkreation, die ausdrückt, dass ich gefühlsmäßig dem Leben um mich herum noch hinterher hinke 😉
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